Donnerstag, 10. April 2014

In die Riemen gelegt

Ich habe G.A.S. Ich sprach schon mal darüber. Auch von ersten Therapie-Erfolgen. Aber sein wir ehrlich: Es gibt Dinge, die braucht man einfach. Zum Beispiel einen Kamera-Gurt. Ja - auch bei meiner Kamera war so ein Gurt dabei. Und wer es genau wissen will, ich habe sogar noch welche in der Schublade. Aber dabei handelt es sich um solche Gurte, die man entweder über den Nacken führt - was aufgrund des Gewichts meiner Kamera ziemlich schnell zu Halsstarre führt - oder man trägt die Kamera lässig wie eine Handtasche auf einer Schulter. Dies führt dann zum sogenannten Seemannsgang mit Backbord-Neigung. Im Endeffekt habe ich den Kameragurt dann immer um das Handgelenk gewickelt - was aber auch nur eine begrenzte Zeit gut ging, bevor sich der Gurt gelockert hat und ich das Ganze neu wickeln musste.

Die erste Idee für Abhilfe zu sorgen, war eine Handschlaufe. Dabei hatte ich mich für eine mit Schnellverschluss entschieden. War super: "Schatz kannst du mir mal bei den Kindern helfen?" "Würde ich total gerne - aber meine Kamera lässt mich nicht mehr los." Wie gesagt, so eine Handschlaufe ist wirklich gut: Sie stützt die Kamera in der Hand - um so geschlossener das System, desto besser. - Der Rest war Teil unserer Familien-Therapie.

Der nächster Versuch ist nun ein Kameragurt, der quer über die Schulter getragen wird. Nicht ganz billig, wenn man die einschlägigen Markenprodukte im Fokus hat, aber es wird eine überraschende Fülle an Ausstattungs-Features geboten (wirklich - ich war überrascht und auch irgendwie begeistert (G.A.S.), wie man aus einem einfachen Gurt so ein High-Tech-Dingens machen kann).

In die engere Auswahl haben es der Joby Pro Sling Strap, der Sun-Sniper und der Klassiker Blackrapid RS7 geschafft.


Joby Pro Sling Strap

Joby ist bekannt für seine GorillaPods, haben aber auch verschiedene Camera-Straps im Angebot. Das Besondere an dem Modell von Joby ist, dass der Gurt in einer Schlinge geführt wird. 





















Wenn man die Arretierung an der Kamera löst, dann kann man die Schlaufe weiten und erhält somit die Bewegungsfreiheit, die man zum Fotografieren braucht. Nach dem Foto wird der Gurt mit Hilfe des obigen Rings wieder eng gestellt und die Kamera liegt dicht am Körper.

Und tatsächlich: Ist der Gurt gekürzt, kann man die Kamera äußerst eng am Körper tragen. Ist der Gurt allerdings geweitet, so verselbstständigt sich der Sling-Stap beim Fotografieren mit jeder Bewegung mehr und mehr . 



Die Kamerabefestigung lässt sich gut anbringen und unterstützt den enge Kameratransport. Bei einem Hochformatgriff trägt die Halterung aber etwas auf.

Sun-Sniper

Der Sun-Sniper tritt an mit einer einer Federung, die harte Stöße auffangen soll. Ob damit mehr die Kamera oder die Wirbelsäule geschont werden soll, bleibt offen. Im Foto ist das Federelement komplett entspannt. Wenn an dem Gurt eine größere Kamera hängt - vielleicht sogar mit einem schweren Objektiv - dann wird der Federweg für mein Empfinden extrem kurz. Jetzt bin ich kein Physiker, aber ich kann einfach nicht glauben, dass dieses Feature in der Praxis echten Nutzen bringt (die nennen ihre Technologie übrigen "Zick-Zack" - ah-ja).


Was aber bestimmt funktioniert, ist das Stahlseil, dass in in den Gurt eingewebt wird. Ein Diebstahl via Rasierklinge wird dadurch unmöglich (alle anderen Arten der Aneignung bleiben geneigten Dieben natürlich weiterhin offen). 

Das Schulterpolster ist zweigeteilt in einen vorderen Teil und einen hinteren. Jeweils wird der Gurt per Klett umfasst. In der Mitte thront eine Schnalle. Insgesamt empfand ich den polsterlosen Joby und auch den gepolsterten Blackrapid als bequemer.
Die Kamerabefestigung erfolgt über eine kugelgelagerte Schraube. Leicht an- und abzuschrauben und dank der kompakten Bauform liegt die Kamera auch hochformatig noch gut in der Hand. Auch der Transport eng am Körper ist so gut möglich.

Blackrapid RS7


Blachrapid bietet seine Gurte mit unterschiedlichsten Taschen und Zusatzspoilern an (unter anderem auch ein anklettbares Stahlseil als Diebstahlschutz - ein Schelm, der jetzt nach oben schielt). Ansonsten ist der Gurt eher bodenständig. Das Schulterposter ist schlicht und funktional. 
Wo Joby sich stundenlang Gedanken gemacht hat, wie man die Kamera vorm Pendeln bewahren kann, hat Blackrapid einfach eine Schnellklemme am Gurt befestigt. Das Haltsystem ist echte Hausmannskost: Schraube mit Öse und Wirbelkarabiner.


Fazit

Um es vorweg zu nehmen: Perfekt war keiner. Wer mutig ist - oder sich eh bald einen neue Kamera kaufen will, der kann sich einen Gurt sicher auch selber basteln. Für Feiglinge wie mich, eine kurze Einschätzung.

Der Joby ist meines Erachtens ein Gurt für Fotografen, die sich vor allem Bewegen und nur in zweiter Linie fotografieren. Dabei muss man aber beachten, dass man zum Verzurren der Kamera wieder beide Hände braucht (also nur bedingt für Mounten-Biker).

Bei dem Sniper hat mir das Stahlseil (Gott verhüte, dass ich es mal brauche) und vor allem die kugelgelagerte Aufhängung gefallen. Das K.O. war aber das unbequeme Schulterpolster - schade.

Sieger ist für mich der Blackrapid. Frei nach der Devise "Keep it simple" hat er sich keine echten Schwächen erlaubt. Die Aufhängung ist etwas lang geraten, hat sich aber bei ersten Ausflügen als durchaus praxistauglich erwiesen.

Was keiner der Gurte (von Hause aus) kann, ist die Duldung einer Objektivplatte an seiner Seite. Soll das Stativ ran, dann heißt es immer wieder schrauben - wobei die Gurte das Problem durchgängig eleganter lösen als meine Stativplatten-Schraube, bei der ohne 5-Cent-Stück nichts geht [Update: Die Lösung heißt DIY Schnellwechsel-Sling-Platte].


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