Donnerstag, 3. Juli 2014

Größe ist relativ

Das ist ein Bild von meinem größten Fotomodell. Sie posiert vor der Kamera und spielt mit ihr, das ist schon ganz groß von der Kleinen. 

© T. Cremer
Apropos Groß und Klein (Achtung Überleitung): Ein oft gehörter Leitsatz unter Fotografen lautet "je größer die Lichtquelle (Stichwort Defusor), desto weicher ist das Licht" - so ein Quatsch. Die größte Lichtquelle, die ich kenne,...
...macht an klaren Tagen definitiv hartes Licht. Auch wird man in keinem Zubehör-Shop auf dieser Erde einen größeren Lichtformer finden als die Sonne. 

Im Gegenteil - im Vergleich mit der Sonne ist auch ein Mega-Defusor eine Winzigkeit. Haben denn all diese Foto-Profis unrecht? Nicht ganz. Meist wird nur vergessen eine Kleinigkeit mit zu erwähnen: Der Abstand zwischen Lichtquelle und Modell ist nicht unwichtig. Je größer die Lichtquelle bei konstantem Abstand zum Modell, desto weicher ist das Licht. Oder umgekehrt: Je größer der Abstand zwischen Lichtquelle und Objekt wird, desto größer muss die Lichtquelle sein, um noch weiche Schatten zu produzieren. 

Bei unserer guten alten Sonne haben wir zum Beispiel einen Durchmesser von ca. 1,4 Millionen Kilometern. Bei einem Abstand von durchschnittlich 149,6 Millionen Kilometern kommt man also auf eine Relation von etwa 1:100. 

Bei einem zum Fotografieren typischen Abstand von 1,5 m entspricht die Sonne als Lichtquelle also einem Blitzkopf mit dem Durchmesser von 1,5 cm. Das ist ungefähr das, was man als internen Blitz in Kamera verbaut. 

Porträtfotografen bevorzugen dagegen bei einem Abstand von 60 - 150 cm meist Lichtformer ab 60 bis 100 cm, um eine schmeichelhafte Ausleuchtung zu erhalten (mal abgesehen davon, welchen Radius eine Lichtquelle ausleuchten kann). Somit ist ein Verhältnis zwischen Entfernung und Größe der Lichtquelle von 1:1 oder mehr durchaus üblich. 

Bei obigen Bild habe ich mal mit einem sehr kleinen Defusor experimentiert. Die "Softbox" hat gerade mal eine Diagonale von 23 cm. Damit sie überhaupt eine Wirkung hat, musste ich den Abstand zwischen Blitz und Modell möglichst klein halten. Also Lichtleistung runter und möglichst dicht ran an mein Modell. Dabei ist der Abstand zwischen Lichtquelle und - sagen wir mal - der Nase bereits erkennbar geringer, als der Abstand zu Wand. D.h. die Qualität des Lichts verändert sich in dieser Versuchsanordnung abhängig vom Abstand zum Blitzlicht sehr schnell. Die Schärfe der Schatten nimmt also mit zunehmender Entfernung zu, während die Helligkeit gleichzeitig abnimmt. Kleines Licht ganz groß (weil eben ganz dicht dran). 

Bleibt noch die Sache mit der Richtung des Lichts... aber das ist eine andere Geschichte. 
Und was ist mit der Streuung... und der Leistung... und der Farbe... und.... (Ruhe jetzt! Licht aus!!!)

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