Sonntag, 15. Februar 2015

Zoom or not to zoom

Da habe ich meinen Seminarteilnehmern immer gesagt: "Kauft euch eine Festbrennweite - 35 oder 50 mm mit einer Anfangsblende von 1.8. Was besseres werdet ihr für's Geld nicht bekommen!" Und dann kaufe ich mir tatsächlich ein Zoom-Objektiv.... 

Nun, das mag auch daran liegen, dass ich bereits eine 35er und 60er Festbrennweite für meine (Crop-)Kamera habe. Nun - ich bleib dabei: Ein Zoom ersetzt keine Festbrennweiten, wenn ich es mit der Fotografie ernst meine. Aber es macht manches leichter und vor allem schneller - das muss ich zugeben. 

 Tamron SP 24-70mm f2.8 Di VC USD - Creative Commons Lizenzvertrag Thomas Cremer
Genau deswegen habe ich mir ein Zoom gekauft (das Tamron SP 24-70mm f2.8 Di VC USD). Damit bin ich einfach schneller. In Situationen, wo es auf jede Sekunde ankommt, wo man schlecht planen kann oder sich die Anforderungen immer wieder ändern, ist ein Zoom einfach die bessere Wahl. Für solch wechselhafte Situationen ist die Anfangsblende von 2.8 mehr als ausreichend...

Unterstützt wird man bei dem Tamron mit einem schnellen Autofokus und einem Bildstabilisator. Der Autofokus ist in der Tat um Längen besser, als der bei der 60er Festbrennweite aus dem selben Haus. Und der Stabilisator ermöglicht auch schon mal Bilder mit einer Belichtungszeit von 1/6 Sekunde, lediglich angelehnt an einen Baum. 

D7000, 1/6, f/5, ISO 100, 24 mm -  Creative Commons Lizenzvertrag Thomas Cremer
Aber dieses Stück aus Glas, Metall und Elektronik hat auch seine Schattenseiten. Womit wir auch schon beim Gewicht sind. Mein lieber Schollie - da habe ich mich aber erst einmal erschreckt, als ich das Ding zum ersten Mal in der Hand hatte. Das Tamron SP 24-70mm f2.8 Di VC USD nimmt es gewichtsmäßig locker mit 2 Festbrennweiten oder 2 sogenannte Reisezooms auf. Bei einem Filterdurchmesser von 82 mm kommt schon einiges an Glas zusammen. 82 mm bedeutete für mich auch, dass ich noch neue Filter brauche - bislang war bei 77 mm Schluss. Ungeahnte Folgekosten.


Aber was soll's. Irgendwie habe ich mich mittlerweile schon an das Gewicht gewöhnt und das Tamron ist ein bisschen zum Immer-Dabei-Objektiv geworden. Da es aber schwer und auch recht voluminös ist, überlege ich mir immer genau, ob und wann ich es mitnehme. Als 'Einzelgänger' (nur der Body und das 24-70er) macht es sich hervorragend - aber wenn es doch noch etwas mehr sein soll, dann wird der Rucksack schnell recht schwer (mit kleineren Taschen, brauchst du es gar nicht erst versuchen). 

D7000, 1/320, f/8, ISO 100, 24 mmCreative Commons Lizenzvertrag Thomas Cremer
Zum Thema Bildqualität sag ich nur soviel: Ich bin wirklich zufrieden - darüber hinaus ist mir das ein viel zu heißes Thema. Da verweise ich mal auf Versuchslabore (dpreview hat z.B. 85% Gold Award vergeben) und Pixel-Peeper im Netz. Dabei sollte man immer auch den schon mal angeführten Artikel zu Streuung von Testergebnissen im Hinterkopf haben.

Das Tamron 24-70 ist sicher kein Objektiv für ausgewiesene Architekturfotografen, denn am unteren Ende gibt es doch erkennbare Verzeichnungen (wahrscheinlich wie bei den allermeisten Zooms), die man dann später ggf. elektronisch (Photoshop oder Darktable) herausrechnen muss. 

Für mich ist der Brennweitenbereich im Moment jedenfalls recht universell. Beginnend bei 24 mm hat man auch an einer Crop-Kamera (36 mm) ein brauchbares Weitwinkel und endet bei umgerechneten 105 mm sogar bei einem kurzen Tele. An einer Vollvormatkamera verschiebt sich das Ganze naturgemäß in den Weitwinkelbereich. Satte 24 mm sind da schon ein ganz ordentlich weitwinkliger Ausgangswert. Die echten 70 mm sind dann aber auch nur noch als "leichtes Tele" zu bezeichnen. Somit ist ein 24-70-Zoom dann eher Reportage- als Porträt-Objektiv. Für die klassischen (und schmeichelhaften) Porträtlängen von 90 oder 105 mm müssen dann am Vollformat andere Objektive herhalten. 

Dabei stellt sich, bezogen auf Spezialisierungen wie Architektur- oder Porträt-Fotografie, natürlich immer auch die Frage, ob ein Zoom als Generallist, die gestellten Anforderungen an Abbildungsqualität und Anfangsblende überhaupt erfüllen kann (bzw. ob man das dann noch bezahlen kann). Bei steigenden Ansprüchen sicher nicht. Damit wären wir wieder bei den eingangs gelobten Festbrennweiten.

Fazit:

Als Generallist ein super Teil. Ganz schön schwer - aber vielseitig, schnell und verlässlich einsetzbar. Kann ich nur empfehlen (zumindest, wenn man schon die eine oder andere Festbrennweite sein eigen nennt ;) ).


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