Sonntag, 7. Juni 2015

Kata Nr. 5: Schärfentiefe voraus sagen

Dass die Schärfentiefe von der Blende abhängt, ist ja allgemein bekannt. Dass eine offene Blende (kleine Blendenzahl) zu einer geringen Schärfentiefe führt, muss ich auch keinem mehr erzählen. Aber wer kann denn vorhersagen, wie groß die Schärfentiefe bei - sagen wir mal - zwei Meter Abstand und einer Blende 3,5 ist?

Vollformat, f/1.4,  © T. Cremer
Klar, gibt es dafür eine App (das Suchwort lautet "DOF")! Wenn man aber gerade sein Modell oder die eigene Großmutter vor sich stehen hat und dann...
...erst einmal sein Smartphone herauskamen muss: "Kleinen Moment! Ich hab's gleich..." Naja, das muss halt jeder für sich entscheiden.

Vollformat, f/5.6,  © T. Cremer
Wer sich das ersparen möchte, der probiert es besser vorher aus. Entscheidend für die Größe des Bereichs, der scharf abgebildet wird, ist die Blende und der Abstand. 

Zur Blende habe ich ja bereits gesagt: Offene Blende - geringe Tiefenschärfe. Geschlossene Blende - hohe Tiefenschärfe. Immer dran denken, dass der Blendenwert ein Kehrbruch ist, der mit der Brennweite multipliziert wird: f/Blendenwert. Somit ist eine offene Blende ein kleiner Blendenwert und 22 eben eine geschlossene Blende. 

Zweiter wichtiger Faktor ist der Abstand. Je geringer der Abstand, desto geringer die Schärfentiefe (bei gleicher Brennweite). Das kann man sich leicht merken.

Fahrradbirnchen mit APS-C,  © T. Cremer
Bleibt noch der Sensor: Je größer der Sensor, desto geringer die Schärfentiefe. Je nachdem was man vorhat, sollte man den zuerst wählen. Also für das Makro die 4/3-Kamera und für das Porträt das gute alte Mittelformat ;-) 

Die Brennweite spielt übriges keine große Rolle, was den scharfen Bereich angeht. Im mittleren Brennweitenbereich und bei gleicher Abbildungsgröße ist der Einfluss zu vernachlässigen. Allerdings verändert sich der Unschärfeverlauf hin zur Unendlichkeits-Einstellung (Denkblase! :-P ).

Genug Theorie! Zur Erinnerung: Es geht darum, dass ihr ungefähr abschätzen könnt, was bei einer Blende 5,6 im Abstand von eineinhalb Metern noch scharf ist. Und wie sich das verändert, wenn ihr die Blende ändert oder wenn ihr weiter weg steht oder dichter dran.

Genug Stoff um diesen Kata intensiv zu proben. Viel Spaß dabei. 

"Jede Kata im Karate vermittelt einen spezifischen, charakteristischen Kampfstil" (Wikipedia). Die Idee des Übens von charakteristischen Stilelementen will ich hier aufgreifen. Wie beim Karate der Kampfstil verinnerlicht werden soll, um ihn im Kampf abrufen zu können, soll die Foto-Kata dazu dienen die verschiedenen Stilmittel zu üben, um sie beim Shooting verlässlich einsetzen zu können. 

Normalerweise startet man als Fotograf bei einem Motiv oder auch mal bei einer Stimmung und endet bei einem oder mehreren Stilmitteln. Bei den Foto-Katas gehen wir umgekehrt vor: Wir starten jeweils bei einem Stilmittel und suchen uns dazu ein Motiv.


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